archiv/ 'prosa'

aquariden im mai

ich will mich nicht wiederfinden, irgendwann – zerschmettert – am rand der großen straße. vom zufall übersehen, und bald schon vergessen. unvermutet vernichtet.

nie ist das leidenschaftspotential größer als im augenblick der heimkehr, der ankunft. nein, wiederkunft. wenn alles sich unverändert findet – scheinbar – und nur die möglichkeit bleibt. jederzeit.

menschen sind sehnsüchtige tiere.

sie kommen wieder.

(nur ein fragment, überarbeitet, ca. 2000)


Atem

Man hat die Ketten und Eisen von meinen Armen und Beinen genommen. Auch von meinem Hals. Man hat mich ins Licht zurückgebracht. Man gab mir zu essen. Ein wenig. Viel brauche ich nicht. Man hat meine Wunden geheilt. Soweit das eben ging. Die Schmerzen lassen langsam nach. In mir schweigt alles. Nur mein Atem brüllt mich an. Jede Minute. Jede Sekunde. Nacht und Tag. Das hat sich nicht geändert.

Die Zunge fährt über die Lippen. Ich schlucke. Die Zunge berührt die Zähne, den Gaumen. Ich atme ein. Ich atme aus. Freiheit. Das Wort scheint Erinnerung. Oder will ich das nur glauben.

Das letzte Wort scheint im Raum zu schweben. Alle schweigen und sehen mich an. Meine Stimme ist mir fremd. Sie klang anders, als nur ich sie hörte. Das Schweigen bleibt. Innen wie außen. Mit jedem neuen Wort.


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im zentrum der sprachlosigkeit, der vorhölle des bewußtseins, ist der geschmack von tränen im hals die einzige erklärung.


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Die Begegnung mit der Ursache meines Zufalls ist das Geschenk einer Vergangenheit.